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Zum 3. Fastensonntag - Gedanken von Pfarrer Franz Reitinger

Die Gleichnisgeschichte, die Jesus im heutigen Evangelium erzählt, kann man ganz leicht falsch verstehen. Gott ist nicht, wie man denken könnte, so wie der Besitzer dieses Weinbergs, der am liebsten den unfruchtbaren Feigenbaum umhauen würde. Gott ist so, wie diese Geschichte ausgeht. Gott hat Geduld mit uns Menschen, auch wenn wir oft genug wie nutzlose und unfruchtbare Bäume herumstehen. Doch die Geduld Gottes hat auch ein Ziel: Gott traut es uns zu, dass wir die Zeit unseres Lebens gut nutzen. Und Jesus will uns mit seinem Gleichnis dazu motivieren, gleich heute damit zu beginnen – damit zu beginnen umzukehren, uns nicht nur mit halber, sondern mit ganzer Kraft um das Gute zu mühen, fruchtbar zu werden für das Reich Gottes. Und noch ein Zweites können wir aus dem Evangelium lernen. Manchmal meinen wir – genauso wie die Leute, die zu Jesus kommen und ihm die neuesten Nachrichten erzählen, was wieder Schreckliches passiert ist – manchmal meinen wir, ein Schicksalsschlag, ein plötzli
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Auszug aus der Predigt am Faschingssonntag, 27.02.2022 von Stadtpfarrer Franz Reitinger

 Liebe Mitchristen, liebe Schwestern, liebe Brüder, bevor er so richtig begann, ist der Fasching auch heuer wieder von der Bildfläche verschwunden. Hatte die Corona-Pandemie schon vieles unterbunden, war die Lust auf Karneval mit dem Münchner Gutachten um Missbrauch  und Vertuschung schon merklich reduziert, so hat der Krieg, die Aggression Putins gegen die Ukraine die meisten von uns auf einen Tiefpunkt der Faschingslaune geführt. Wie sollten wir uns auch als Narren gebärden, während Raketen und Bomben, Flugzeuge und Panzer wehrlose  Menschen gefährden. Ich sage es deutlich, wenn auch in Reimen. Die Lage in Europa ist seit Donnerstag nur noch zum Weinen. Die Ukraine und sein demokratisch gewählter Präsident ist in höchster  Gefahr. Es steht zu befürchten, dass er nicht das letzte Opfer von Putins menschenverachtender Diktatur war. Ja, meine lieben Mitchristen, ich wäre so gerne auf die Kanzel gegangen, Und hätte so gern mit harmlosen, lustigen Versen Sie eingefangen. Doc

Die "Breaking News" Jesu - zum 7. Sonntag i. J./C - eine Predigt von Diakon Sebastian Nüßl

„Breaking News“ kann man aus dem englischen sehr unspektakulär mit „Eilmeldung“ übersetzen. Denn genau das ist meist damit gemeint. Eilmeldungen, die beispielsweise am unteren Bildrand eines Nachrichtensenders durchlaufen. Eilmeldungen von sehr unterschiedlicher Wichtigkeit: das kann die Ankündigung einer Invasion genauso sein wie die überraschende Änderung eines Börsenkurses. Auf die eine Eilmeldung folgt schon die nächste. Ungerührt wird sie der Nachrichtensprecher kurz darauf etwas ausführlicher verlesen. Selbst Katastrophen werden zur alltäglichen Routine. Ich möchte „Breaking News“ etwas kraftvoller übersetzen mit „Hereinbrechende Neuigkeiten“ und dieses Wort auf Jesus beziehen. Ich meine damit nicht die „breaking news“ im oben genannten Sinn, die es im Leben Jesu auch gegeben hat, etwa seinen Prozess und die Kreuzigung. Ich meine damit vielmehr die hereinbrechenden Neuigkeiten seiner Botschaft. Und da hat das Evangelium von diesem Sonntag einige davon. Denn wem etwas weggenomme

Markante Persönlichkeiten - Gedanken zum Sonntag, 6. Februar 2022 von Pfarrer Franz Reitinger

  Drei markante Persönlichkeiten werden uns heute in den Schriftlesungen vor Augen geführt, drei Glaubenszeugen, ohne die das Christentum nicht denkbar wäre: Jesus, Paulus und Jesaja. Die wichtigste Persönlichkeit für uns ist natürlich Jesus. Wir hören heute von Jesus, dem Herrn und Meister, der die Fischer am See Gennesaret sozusagen in seine Lehre nimmt, in seine Lehre als Fischer und mehr noch als Menschenfischer. Und das für professionelle Fischer Unglaubliche geschieht. Auf sein Wort hin fangen sie sogar untertags eine so große Menge an Fischen, wie es selbst in der Nacht nicht normal wäre. Jesus, eine markante Persönlichkeit, der göttliche Autorität besitzt und von dem eine ungemein große Faszination ausgeht. Aus seiner Idee, das Zwölf-Stämme-Volk Israel wieder zu sammeln, entstand eine neue Religion, die nicht nur aus Gewohnheit 2000 Jahre überlebt hat – trotz aller Krisen und Katastrophen. Nein, es war immer wieder neu die Person und die Botschaft dieses Mannes aus Nazareth,

Kann Kirche im Januar 2022 noch Heimat sein? Predigt zum 4. Sonntag i. J.

Um die Kirche steht es schlecht. So viele Unklarheiten, so viele patriarchale Strukturen, Missbrauch, Vertuschung, unguter Umgang mit Homosexualität und anderes mehr. Nicht wenige haben das Gefühl, die Kirche, die ihnen Heimat war, bricht aus ihrem Leben weg. Heimat zu verlieren aber ist schmerzhaft.  Auch Jesus ist im Evangelium vom heutigen Sonntag dabei, seine Heimat zu verlieren. Nicht nur wird kein Prophet in seiner Heimat anerkannt, wie er im heutigen Evangelium sagt. Noch dazu provoziert Jesus die Menschen seiner Heimat. Denn er weist auf Ereignisse hin, bei denen sich Gott nicht als Gott der Juden erwiesen hat, sondern als Gott von Fremden - beispielsweise eines Syrers. Der wurde vom Aussatz geheilt, nicht die Kranken Israels. Provokationen, die die Menschen seiner Heimat verärgern und fast zur Lynchung Jesu führen. Doch der schreitet mitten durch die Menschenmenge und geht weg, wie in dieser Stelle aus dem Lukasevangelium zu lesen ist. Die Provokation Jesu ist die Aussage: Go

Ein Zeichen der Solidarität mit den Opfern von Missbrauch und Vertuschung bei den Gottesdiensten am 23. Januar 2022

  Bußakt am 22./23.01.2022 Zelebrant: Die am vergangenen Donnerstag erfolgte Veröffentlichung des Gutachtens über sexuellen Missbrauch und dessen Vertuschung in der Erzdiözese München und Freising können wir in diesem Sonntagsgottesdienst nicht unerwähnt lassen. Viele von uns sind zutiefst erschüttert und verunsichert von dessen Ergebnissen, die auch den emeritierten Papst Benedikt XVI. belasten.   1. Sprecher/in: Wir entzünden eine Kerze gegen Missbrauch und sexualisierte Gewalt. Wir beklagen, dass vielen Opfern nicht geglaubt wurde und immer noch nicht geglaubt wird. 2. Sprecher/in: Wir entzünden eine Kerze gegen das Vertuschen dieser Verbrechen und gegen den Machtmissbrauch, den es auch in der Kirche gegeben hat. Wir beklagen, dass immer noch zu wenig geschieht, den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. 3. Sprecher/in: Wir entzünden eine Kerze gegen die Lüge und das Verharmlosen von Gewalt und Missbrauch. Wir beklagen, dass viel zu oft die Institution der Kirche gesc

Gedanken zum 2. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) von Stadtpfarrer Franz Reitinger

Der Alltag hat uns wieder - seit mindestens einer Woche. Auch in der Kirche ist nach dem Ende der Weihnachtszeit der Alltag wieder eingekehrt, deutlich sichtbar in der liturgischen Farbe „grün“. Nur Krippe und Christbaum begleiten uns noch bis zum Fest der Darstellung des Herrn, besser bekannt unter dem alten Namen „Mariä Lichtmess“. Und zum Alltag passt auch das heutige Evangelium. Es setzt aber gleich zu Beginn einen Hoffnungsakzent, der wie ein Vorzeichen in der Musik oder in der Mathematik all unserem alltäglichen Leben Entscheidendes zu sagen hat. Doch was ist dieses Vorzeichen der Hoffnung über unserem Alltag? Der Evangelist Johannes erzählt von einer Hochzeit, zu der Jesus mit seiner Mutter und seinen Jüngern eingeladen ist. Dabei ist eine Hochzeit natürlich alles andere als Alltag. Doch selbst bei einer Hochzeit kann ein ganz alltäglicher Fehler passieren. In diesem Fall ist es die Peinlichkeit, dass das Braut-paar den Durst seiner Gäste unterschätzt hat. Gerade bei einer orie