Severin von Noricum, Johannes der Täufer und die Taufe Jesu - Verbindungslinien. Ein Text zum Fest der Taufe Jesu von Diakon Sebastian Nüßl
Severinfigur in der Severinkirche, Passau
Am 8. Januar 482 verstarb der Heilige Severin, genannt Severin von Noricum. Sein Todestag ist auch sein Gedenktag. Am Sonntag feiern Christen die Taufe Jesu und damit das Ende der Weihnachtszeit. Beide Termine treffen heuer also fast zusammen. Über zwei Fragen möchte ich zu diesem Anlass nachdenken: Was verbindet Severin mit Johannes, der Jesus ja getauft hat, und wie steht Severin zur Taufe.
Zunächst aber ein paar Worte zur Person Severin, der bei uns nicht allzu bekannt ist, obwohl er ganz in der Nähe gewirkt hat - genauer gesagt im Gebiet zwischen Künzing und Wien der Donau entlang. Er dürfte aus vornehmen italienischen Kreisen gestammt haben und war überaus gebildet. Als Helfer und Seelsorger hochgeachtet, sammelte er einige Brüder in einem Konvent um sich. Severin galt als großartiger Diplomat und Verhandler. Er vermittelte Friedensverträge und kümmerte sich um die Sicherung von Städten. Er organisierte Hilfslieferungen in Notzeiten: bekannt sind eine große Weizenlieferung nach Oberösterreich und die Lieferung von Olivenöl in den Donauraum.
Meine erste Frage: Was verbindet Severin mit Johannes dem Täufer? Zunächst etwas Äußerliches: Severin hat sich bemüht, Reliquien Johannes des Täufers nach Passau zu bingen. Das gelang ihm auch. Nach seinem Tod wurde den geistlichen Brüdern des Severins die Gegend um Passau zu gefährlich. Sie flüchteten nach Italien, genauer gesagt nach Neapel und nahmen die Reliquien des Johannes und die des Severins mit. Beide bestatteten sie dort.
Die innere Verbindung zwischen Severin und Johannes besteht in ihrem einfachen Leben. Von Johannes kennen wir das. Doch auch Severin fastete viel, aß beispielsweise in der Fastenzeit nur einmal in der Woche, ging das ganze Jahr barfuß. Und auch die Botschaft der beiden ähnelte sich: Johannes der Täufer predigte Buße und Umkehr. Severin rief zum Fasten, zur Wachsamkeit und zur Bereitschaft, den Ärmsten zu geben, auf.
Ein weiteres Verbindendes: Die Predigt der beiden wurde nicht überall mit Freude aufgenommen. Gerade hohe Vertreter der Religionen taten sich schwer damit. Das wissen wir von Johannes dem Täufer in seinem Verhältnis zu den Pharisäern. Das wissen wir auch von Severin. So sagte ein Passauer Priester zu Severin, als der einige Zeit in der Stadt war: „Geh, ich bitte dich, Heiliger, und zwar schnell, damit wir uns nach deiner Abreise von all dem Fasten und Nachtwachen etwas erholen können.“
Meine zweite Frage: Wie steht Severin zur Taufe? Der Kernsatz der Taufe Jesu, wie sie im Sonntagsevangelium erzählt wird, ist zweifellos: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ Die Taufe Jesu und damit die christliche Taufe ist die vorbehaltlose Zusage Gottes: Du bist meine geliebte Tochter, mein geliebter Sohn. Ohne wenn und aber spricht Gott uns die unendliche Würde zu, Kind Gottes zu sein. Für immer geliebt.
Für Severin ist die Würde, Kind Gottes zu sein und dies in der Taufe bestätigt zu bekommen, Auftrag genug. Darin sieht er - ganz zurecht - die eigentliche Sendung des Christen. Mehr an Ämtern strebt er nicht an. Er lehnt es ab, zum Diakon, Priester oder Bischof geweiht zu werden. Die Berufung zu Verkündigung und Predigt ergab sich für ihn schon aus der Taufe. Severin schätzt den Wert der Taufe und geht behutsam damit um. Da ist nichts von Zwang zur Taufe oder von der Taufe ganzer Sippen die Rede - das alles war damals durchaus üblich. Auch pflegte er mit Ungetauften selbstverständlichen Umgang und verhandelte, wenn es um Frieden für die Bevölkerung ging, mit allen. Wenig kämpferisch verhielt er sich übrigens auch Sektierern gegenüber. Damals waren das vor allem die Arianer. Er bot ihnen sogar katholische Kirchen an, um ihre Gottesdienste zu feiern.
Es ist auch nach gut 1500 Jahren noch bemerkenswert, wie selbstbewusst und generös Christentum von Severin gelebt wurde und wie sehr er auch heute noch als Vorbild dienen kann - und als Namenspatron, um am Ende eine Anregung an werdende Eltern zu geben.
Diakon Sebastian Nüßl
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