Wir glauben nicht an Gespenster. Und doch bekommen wir eine Gänsehaut, wenn eine gute Gruselgeschichte erzählt wird. Gespenster machen dann doch noch Angst: nicht zu fassen, nicht festzumachen, bereit, allen möglichen Schaden anzurichten. Wir wissen natürlich, dass es die aus den Geschichten nicht gibt. Heute treiben andere „Gespenster“ ihr Unwesen. Auch sie wollen Angst verbreiten, sind schwer zu greifen und zu durchschauen. Hatte so ein Gespenst vor Jahren den Namen „Flüchtlingsflut“ heißen sie heute: „Corona-Diktatur“, „Corona-Zwangsimpfung“, „Corona als Mittel zur Erlangung der Weltherrschaft“. Leer-Denker machen damit Politik.
Das Evangelium vom morgigen Sonntag (Lukas, Kapitel 24, die Verse 35 bis 48) hat eine wesentliche Botschaft: Christen glauben nicht an Gespenster. Es geht um den Auferstandenen. Er erscheint seinen Jüngern eben nicht als Gespenst, sondern mit Fleisch und Knochen und dazu fähig, einen Fisch zu essen. Wie wir uns das genau vorstellen können bleibt offen, denn der Evangelist Lukas war selbst kein Zeuge der Erscheinungen. Was er aber festhält, ist die ihm überlieferte Tatsache: Christus ist wirklich auferstanden, handfest und greifbar. Kein Gespenst also. Angst verbreiten will er erst recht nicht. Der zentrale Satz der Erzählungen vom Auferstandenen lautet nämlich: „Friede sei mit euch.“
Auferstehung ist also etwas durch und durch körperliches. Die Dichterin Maria Luise Kaschnitz hat es in den ersten Zeilen ihres Gedichtes „Auferstehung“ so beschrieben:
Manchmal stehen wir auf
Stehen wir zur Auferstehung auf
Mitten am Tag
Mit unserem lebendigen Haar
Mit unserer atmenden Haut.
Leibhaftigkeit ist das Markenzeichen unseres christlichen Glaubens. Die reale Welt ist daher der Ort christlichen Glaubens. Christen möchten erfahren, was wirklich ist. Sie möchten hingehen zu den Menschen - gleich ob auf die Intensivstationen oder zu den Verhandlungstischen. Hinschauen, nachforschen, erkennen, handeln. Das bringt die Gespenster dorthin, wo sie hingehören: ins Märchenbuch
Christen leben in keiner Traumwelt und keiner vergeistigten Welt. In dieser einen wirklichen Welt sollen wir ankommen, denn sie ist die Welt des Auferstandenen. Wenn wir in der leibhaften Welt leben, uns bewegen und sind, leben wir, bewegen wir uns und sind wir in der Welt des Auferstandenen. Hier und nur hier begegnen wir Gott, der die Liebe ist.
Diakon Sebastian Nüßl zum 3. Sonntag der Osterzeit
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