Der 6. Januar ist das Fest der Erscheinung des Herrn - oder das Fest der „Heiligen Drei Könige“, wie es traditionell genannt wird. Im Evangelium vom Tag (Matthäus 2, 1-12) kommen - außer dem Neugeborenen - drei Menschen bzw. Menschengruppen vor: König Herodes, die Schriftgelehrten und schließlich die Sterndeuter aus dem Osten. Sie alle interessieren sich auf ihre Art und Weise für Jesus:
- König Herodes hat Angst um seine Macht. Alle, die sich ihm in den Weg stellen, lässt er niedermachen. Es ist belegt, dass er sogar einige seiner Söhne töten ließ. Dieser angeblich neugeborene König muss daher weg. Die Strategie des Herodes: sich keine Blöße geben, sich nicht angreifbar machen, zuschlagen bevor man selbst zum Opfer wird. Eine Vorgehensweise, die wir alle kennen und die sowohl in der Politik wie in unserem eigenen Umfeld zum Alltag gehört. Es erfordert (christlichen) Mut, seine Verletzlichkeit anzuerkennen und sie nicht zu verstecken. Nur dann aber haben wir es nicht mehr nötig, sie durch Aggressionen zu verdecken. Nur dieser Mut vertreibt die Angst wirklich.
- die Schriftgelehrten und Pharisäer wissen, wo der Christus geboren wird. Aber sie ziehen keine Konsequenzen. Sie machen sich nicht auf den Weg dorthin. Im Tempel und in den Amtsstuben fühlen sie sich wohl und sie haben sich dort gut eingerichtet. Es sind Orte der Gefühllosigkeit geworden. Für uns heute können Schreibtisch und Wohnzimmersessel Stammplätze der Apathie werden - um nur zwei Beispiele zu nennen. Dagegen gilt es Bequemlichkeit zu überwinden und sich auf den Weg zu machen - auf den Weg zum anderen.
- schließlich die Sterndeuter. Im griechischen Text steht da „Magoi“, Magier. Es sind Menschen, die in ihrer Heimat großes Ansehen genießen, denn sie deuten die Zeichen der Zeit. Diese hier suchen aufgrund einer Sternkonstellation einen neugeborenen König. Fast am Ziel gehen sie ganz selbstverständlich zuerst zum Palast nach Jerusalem. Dort müsste dieser König ja geboren sein. Aber sie erleben eine Überraschung: Der Geburtsort ist ein Stall. Sie schrecken nicht zurück und laufen nicht davon. Sie lassen sich auf diesen ungewöhnlichen Ort ein. Sie denken um. Auch ihre wertvollen Gaben schenken sie diesem Kind. „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.“ Was im Magnificat, dem Lobgesang Marias steht, wird hier schon Wirklichkeit.
Aus den Magiern aus dem Osten sind in der frühen Kirchengeschichte die Heiligen Drei Könige geworden. Die Zahl drei wurde von den drei Geschenken Gold, Weihrauch und Myrrhe abgeleitet. Und auf Könige schloss man, da in einem Psalm des Alten Testamentes (Psalm 72) Könige erwähnt werden, die Gaben bringen.
Hinter der „Erfindung“ der drei Könige verbirgt sich aber keine Willkür sondern handfeste theologische Überlegung. Denn Könige stehen für ihre Völker und drei für eine Gesamtheit von Völkern, möglicherweise auch für die drei damals bekannten Erdteile Afrika, Asien und Europa. Man wollte also mit dieser Weitererzählung des Evangeliums verdeutlichen: Mit den drei Königen steht (oder kniet) die ganze Welt vor dem neugeborenen Jesus. Dazu kommt, dass die Könige Heiden sind. Heiden werden hier „heilig“ genannt. Welche großartige Botschaft: Gott hat mit der Geburt Jesu gezeigt, dass ihm die ganze Menschheit heilig ist. Das verpflichtet jeden Christen zum geschwisterlichen Denken über alle Grenzen hinweg. Die Sternsinger, die hoffentlich nächstes Jahr wieder durch die Straßen gehen werden, zeigen genau das. Sie läuten an den Türen um der Zusammengehörigkeit Ausdruck zu geben. Und sie erbitten Spenden als Zeichen der Solidarität für Kinder, die in Armut geboren wurden. Seit 1984 werden die Sternsinger am Dreikönigstag jedes Jahr auch im Bundeskanzleramt empfangen. Heuer ist das wegen der Corona-Auflagen nicht möglich. Wenn dieses Jahr auch nirgends Wohnungen besucht werden können, ist dennoch jeder eingeladen, sich mit einer Spende zu beteiligen.
(Text: Sebastian Nüßl/Foto: Kindermissionswerk)
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