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Petrus mit zwei Gesichtern - zum 21. Sonntag im Jahreskreis A - Diakon Sebastian Nüßl


Am morgigen und am folgenden Sonntag steht Petrus im Mittelpunkt der Evangelien. Er zeigt sich uns dabei als recht problematische Persönlichkeit. Morgen hören wir, wie Jesus zu Petrus sagt: „Du bist Petrus der Fels“ - am nächsten Sonntag spricht er ihn mit „du Satan“ an. Die Stellen folgen im Matthäus-Evangelium unmittelbar aufeinander. Umso größer also die „Fallhöhe“. Warum urteilt Jesus derartig deutlich und hart. Ich denke, weil Petrus für ihn so wichtig ist. Denn er ist der Fels, auf dem Jesus seine Kirche bauen will. Indem er über die Aussagen des Petrus urteilt, zeigt er uns zugleich, wie er seine Kirche haben will - und wie eben nicht.

Wie nicht: Jesus nennt Petrus Satan, weil er vom Leiden des Menschensohnes nichts wissen will. „Das soll Gott verhüten“ sagt Petrus, als Jesus sein Leiden ankündigt. Wir können das ganz direkt auf die Kirche übertragen. Wenn in ihr die Leidenden keinen Platz und keine Stimme haben, ist sie nicht Kirche Jesu. Leider ist gerade das in manchem Mißbrauchsfall tatsächlich passiert. Da war dann das „Ansehen“ der Kirche wichtiger als das Leiden der Mißbrauchten. Satanisch würde Jesus das nennen. Gottseidank spiegelt das nicht die ganze Kirche. Ich sehe, wie Kirche weltweit auf der Seite der Armen und Leidenden steht. Ich sehe, wie die Leidenden, die Kranken und Armen in unseren Pfarreien ihren Platz haben. Es gibt Besuchsdienste, die Krankenkommunion wird gebracht, für Bedürftige gibt es Hilfen. Und dazu kommen die Angebote der kirchlichen Hilfswerke von der Caritas bis zu den kirchlichen Entwicklungshilfsorganisationen.

Wie will Jesus seine Kirche haben? Er will, dass sie wie Petrus bekennt: „Du - Jesus - bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“. Das ist nicht einfach eine theologische Formel. Dieser Satz spricht vielmehr die Würde des Menschen an. Denn wenn Jesus - unser Bruder und Mensch wie wir - Gottes Sohn ist, ist jeder Mensch mit göttlicher Würde geboren.

Sind wir uns dieser Würde bewusst? Behandeln wir andere entsprechend dieser Würde? Der erste Satz unseres Grundgesetzes lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Für uns Christen ist dieser Satz ein universelles Gebot. Es umfasst alle Menschen. Und es ist unser christlicher Traum, dass es überall anerkannt wird. Und mehr noch: dass es überall gelebt wird.

 

Foto: Petrus-Statue in der Lateranbasilika, Rom
Text und Foto: Diakon Sebastian Nüßl

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