In einem Karl Valentin-Stück unterhalten sich zwei „Ratsch-Kathln“. Die eine sagt: „Sie, jetzt muass i amoi dumm frogn.“ und die andere antwortet: „Sie ham doch no nia anders gfrogt.“ Dann wieder die erste: „Gibts leicht mehrere Gotte?“
Nein, mehrere „Gotte“ gibt es für uns Christen nicht, auch wenn wir morgen den Dreifaltigkeitssonntag feiern. Wir glauben an den einen Gott. Aber dieser eine Gott hat nicht nur ein Gesicht. Er hat das Gesicht des Schöpfers - wir nennen ihn Vater. Er hat das Gesicht unseres Bruders Jesus - wie nennen ihn Sohn. Und er hat das Gesicht unseres liebenden Begleiters - wie nennen ihn Heiligen Geist.
Wir sollten uns aber nicht allzu sehr auf die Zahl drei konzentrieren, denn sie steht für mehr: Gott hat mehr Gesichter als wir uns das vorstellen können. Er ist vielfältig. Er begegnet uns hier und dort. Im anderen, im Blick in die Natur, im Wort des Evangeliums, im Brot des Abendmahles. Das Fest der Dreifaltigkeit ist daher das Fest der Vielfalt in der Kirche und in der Welt.
Wir machen uns die Vielfalt der christlichen Kirchen vielleicht zu wenig bewusst. Aber sie ist grundlegend:
- Wir haben nicht eine Heilige Schrift sondern zwei. Und eine davon gehört überhaupt nicht zum Christentum sondern zum Judentum.
- Diese Schriften hat nicht einer verfasst sondern wahrscheinlich hunderte Frauen und Männer.
- Selbst von den Kernschriften unseres Glaubens - den Evangelien - gibt es nicht nur eines, sondern vier und die sind nicht immer einer Meinung.
- Es gibt nicht nur eine christliche Kirche, sondern viele und so könnte ich fortfahren.
Dieses Fest erinnert uns aber genauso an die Vielfalt unserer Welt, die für uns Christen ein Geschenk des Geistes ist. Denn es gibt viele Rassen, Hautfarben und Kulturen. Es gibt viele Begabungen und viele Arten von Kunst und Musik. Es gibt viele Möglichkeiten, die Welt zu sehen.
Vielfalt ist ein Ärgernis für die Vereinfacher dieser Welt, die auf alles eine eindeutige Antwort suchen - und sei es die große Weltverschwörung. Sie ist ein Ärgernis für die Fundamentalisten, die immer schon ein Urteil bereit haben: schön - hässlich; richtig - falsch; gut - böse. Und sie führt zu Konflikten, wenn sie nicht ausgehalten wird. Überdeutlich sehen wir das zur Zeit in den USA wo immer noch „schwarz sein“ bedeuten kann weniger wert zu sein.
Vielfalt sollte uns nicht erschrecken sondern zum Staunen bringen. Sie sollte uns bescheiden werden lassen angesichts der unüberschaubaren Welt der Menschen und erst recht des Geheimnisses Gottes.
Ich möchte mit einem afrikanischen Gebet enden, das wir gerade in unseren Tagen mit vollem Herzen mitsprechen können:
„Ich möchte, dass die Welt ein Korb voll Farben ist.
Und ich möchte, dass Frieden wird in diesem Korb.“
Foto: Dreifaltigkeitsfenster in St. Martin
Text und Foto: Diakon Sebastian Nüßl
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