„Letztes Jahr hamma mia a Weltreise mocht - I sog eana oans: Do fahrn ma nimma hi“ heißt es in einem Sketch von Gerhard Polt. Wie gute Satire es soll, entblößt dieser Spruch eine Weltsicht: Das andere gilt wenig. Nur das meine ist was wert. Das andere: die anderen Kulturen, die anderen Ansichten und die Politiker sowieso: sie taugen alle nichts.
Leider kann man aus dem Evangelium vom heutigen 7. Sonntag der Osterzeit (Joh 17, 1- 11a) durchaus eine ähnliche Meinung ableiten. Fünfmal kommt das Wort „Welt“ vor und es ist niemals positiv gemeint. Die Welt das sind die Nicht-Christen. Diese negative Haltung ist vielleicht verständlich für das Johannes-Evangelium, das in einer Zeit geschrieben wurde, wo sich sowohl die Synagogen als auch die römische Staatsmacht gegen die Christen positionierten. Es ist vielleicht verständlich in einer Zeit, wo das Christentum zu sich selbst finden musste und daher meinte, sich abgrenzen zu müssen. Aber eine solche Einstellung ist weit weg vom Denken und Handeln Jesu. Der hat sich für die „Welt“ geöffnet, auch wenn seine Sendung zuerst seinen jüdischen Schwestern und Brüdern galt. Jesus hat sich geöffnet für Nicht-Juden, für Nicht-Gläubige, für Nicht-Anerkannte.
Die Tradition der Abgrenzung von der „Welt“ hatte jedenfalls fatale Folgen für das Christentum, auch wenn sie sich bei weitem nicht immer und auf alle Theologien auswirkte. Denn sie trennt: vom Judentum, von anderen Religionen, von der kulturellen und wissenschaftlichen Entwicklung. Leider gibt es sie immer noch, die „Unglückspropheten“ wie Papst Johannes XXIII sie genannt hat, die meinen, „in den heutigen Verhältnissen der menschlichen Gesellschaft nur Untergang und Unheil zu erkennen.“ Und wenn man von Kardinälen liest, die Verschwörungstheorien unterstützen, weiß man Bescheid: Dummheit bleibt und sie geht - wie könnte es auch anders sein - bis ganz oben.
Dabei hat das II. Vatikanische Konzil (1962 - 1965) für die katholische Kirche eine ganz andere Weltsicht festgeschrieben. Der Beginn der Konstitution „Kirche in der Welt von heute“ ist Programm: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“ Da ist nichts zu spüren von Abgrenzung, da ist nichts zu spüren von Weltflucht oder gar Welthass.
Als Katholik heute sollte man sich zum Glauben des II. Vatikanischen Konzils bekennen, denn es ist der Glaube der Kirche. Dann geht es nicht, Kulturen und Religionen gering zu achten, dann geht es nicht über die heutige Kunst und Musik grundsätzlich die Nase zu rümpfen, dann geht es nicht über Politiker gehässig herzufallen. Kritik ist immer erlaubt - Abtrennung nie. Das Volk Gottes schließt niemanden aus. Wir bekennen: Diese Welt ist unsere gemeinsame Welt, die Schöpfung des einen Gottes.
Foto: Kirchenfenster St. Martin: „Schöpfung“ (Ausschnitt); Foto: Jürgen Stern
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