Letzten Sonntag war Weltfrauentag - und tatsächlich stellt die Leseordnung am heutigen Sonntag danach von Matthäus (dem Evangelist des Lesejahres A) auf das
"frauenfreundliche" Johannesevangelium um.
Kleiner Scherz - aber tatsächlich kann das Johannesevangelium als "Frauen-Evangelium" gelten: ein Evangelium von Frauen für Frauen (und Männer) - so einfühlsam und zahlreich werden hier Begegnungen Jesu mit Frauen geschildert.
Vergleichen wir nur mal die zwei längeren Gespräche, die in der Fastenzeit gelesen werden. Am 3. Sonntag im Lesejahr A das Gespräch mit der Frau am Jakobsbrunnen und am 4. Sonntag im Lesejahr B das Gespräch mit Nikodemus:
Nikodemus: ein Mann - ein namhafter Mann - ein Gebildeter - ein Frommer - ein auch moralisch Unangreifbarer!
Vergleichen wir mit einer Frau - ein paar Verse weiter im Johannesevangelium:
die Frau am Jakobsbrunnen: eine Frau - namenlos, anonym - eine Ungebildete (wie sonst) - keine Fromme (sondern Samariterin) - eine moralisch Angreifbare (5 Männer und der jetzige ist nicht ihr Mann)!
Beide werden von Jesus mit derselben Frage konfrontiert: Glaubst du, dass sich in mir Gottes Nähe zu den Menschen auf ganz neue Weise gezeigt und verwirklicht hat - dass ich der Messias bin? Übrigens schön zu sehen, wie sehr Jesus dialogisch auf die Welt der höchst unterschiedlichen Personen eingeht: bei der Frau knüpft er an das Brunnenwasser an, das sie gerade holt; bei Nikodemus an seine Bibelkenntnisse.
Und das Ergebnis: die Frau kann sich vorstellen, dass Jesus der Messias ist und erzählt es eilig weiter; der Mann kann es sich nicht vorstellen.
Aber warum nicht?
Weil diesem Mann - Nikodemus - nichts fehlt:
Alles stimmt bei ihm; alles ist reflektiert; er meint Gott durch und durch zu kennen; er betet zu ihm, er erwartet ihn irgendwann; er weiß, was Gott von ihm und den Frommen will; er kennt die Gebote und hält sich daran. Er ist korrekt. Ihm fehlt nichts - am allerwenigsten fehlt ihm Gott.
Den allzu Frommen fehlt Gott nicht. Jede Sehnsucht ist ihnen ausgetrieben.
Die Frau hat Sehnsucht nicht verlernt.
Fehlt mir Gott?
Diakon Sebastian Nüßl
Kleiner Scherz - aber tatsächlich kann das Johannesevangelium als "Frauen-Evangelium" gelten: ein Evangelium von Frauen für Frauen (und Männer) - so einfühlsam und zahlreich werden hier Begegnungen Jesu mit Frauen geschildert.
Vergleichen wir nur mal die zwei längeren Gespräche, die in der Fastenzeit gelesen werden. Am 3. Sonntag im Lesejahr A das Gespräch mit der Frau am Jakobsbrunnen und am 4. Sonntag im Lesejahr B das Gespräch mit Nikodemus:
Nikodemus: ein Mann - ein namhafter Mann - ein Gebildeter - ein Frommer - ein auch moralisch Unangreifbarer!
Vergleichen wir mit einer Frau - ein paar Verse weiter im Johannesevangelium:
die Frau am Jakobsbrunnen: eine Frau - namenlos, anonym - eine Ungebildete (wie sonst) - keine Fromme (sondern Samariterin) - eine moralisch Angreifbare (5 Männer und der jetzige ist nicht ihr Mann)!
Beide werden von Jesus mit derselben Frage konfrontiert: Glaubst du, dass sich in mir Gottes Nähe zu den Menschen auf ganz neue Weise gezeigt und verwirklicht hat - dass ich der Messias bin? Übrigens schön zu sehen, wie sehr Jesus dialogisch auf die Welt der höchst unterschiedlichen Personen eingeht: bei der Frau knüpft er an das Brunnenwasser an, das sie gerade holt; bei Nikodemus an seine Bibelkenntnisse.
Und das Ergebnis: die Frau kann sich vorstellen, dass Jesus der Messias ist und erzählt es eilig weiter; der Mann kann es sich nicht vorstellen.
Aber warum nicht?
Weil diesem Mann - Nikodemus - nichts fehlt:
Alles stimmt bei ihm; alles ist reflektiert; er meint Gott durch und durch zu kennen; er betet zu ihm, er erwartet ihn irgendwann; er weiß, was Gott von ihm und den Frommen will; er kennt die Gebote und hält sich daran. Er ist korrekt. Ihm fehlt nichts - am allerwenigsten fehlt ihm Gott.
Den allzu Frommen fehlt Gott nicht. Jede Sehnsucht ist ihnen ausgetrieben.
Die Frau hat Sehnsucht nicht verlernt.
Fehlt mir Gott?
Diakon Sebastian Nüßl
Kommentare
Kommentar veröffentlichen